Durchzogen von erloschenen Vulkanen und dem letzten naturbelassenen Fluss Frankreichs ist die Auvergne eine der beeindruckendsten Gegenden Frankreichs. Vor 2016 war die Auvergne administrativ eine Region. Sie besteht aus vier Departements: l'Allier, Cantal, Haute-Loire und Puy-de-Dôme. Die wenig bewohnte Region im Herzen des Zentralmassivs konnte sich bis heute seine bemerkenswerten Naturlandschaften erhalten. Die Auvergne zieht jedes Jahr durchschnittlich 3,5 Millionen Touristen an.
Auf rund 60 Kilometern ziehen sich nicht weniger als 80 Vulkane, die vor ca. 60 Mio Jahren entstanden sind, von Norden nach Süden. Der vulkanische Naturpark der Auvergne, einer der größten und ältesten Europas, erstreckt sich über eine Fläche von 40.000 ha und ist dabei von nur etwa 90.000 Einwohnern bewohnt. Ihm gegenüber im Osten liegt der regionale Naturpark Livradoix-Forez. Dieser Park wiederum birgt wahre Schätze wie etwa das wunderschöne Tal von Chaudefour, das zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Mit 1465 m Höhe, ist der Puy de Dome der höchste Gipfel der Auvergne und zieht Millionen von Touristen an, die diese als Grand Site de France ausgezeichnete Region bewundern.
Mit seinen immensen klaren Gebirgsseen, seinen Flüssen und wilden Wasserströmen, seinen Wasserfällen und Quellen bietet die Auvergne einen geradezu unendlichen Wasserreichtum. 2013 wurden der See von Aydat und der See von La Tour d’Auvergne mit dem Label Pavillon Bleu ausgezeichnet. Im Zentrum der Auvergne, im Département Haute-Loire, findet man den letzten geschützten Flusslauf Europas, der Teil des WWF-Schutzprogramms „Loire nature“ ist. In der Gegend Haut-Allier ist unter anderem der atlantische Lachs beheimatet, der als letzte wilde Fischart Westeuropas gilt und rund 1.000 km zurückzulegt, um zu seinem Laichgebiet weitab des Ozeans zu gelanngen. Die Auvergne ist außerdem für seine Thermalbäder bekannt. Dazu gehören u.a. die Kurorte Vichy und Massif des Mont Doré, deren Heilquellen besonders geschätzt werden.
Neben ihren natürlichen Reichtümern verfügt die Auvergne auch über ein bedeutendes historisches Erbe. Die regionalen Traditionen werden seit jeher von den hier ansässigen Männern und Frauen gepflegt und von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Das auvergnatische Kulturerbe ist eines der umfangreichsten Europas und umfasst rund 280 Gebäuden der Romanik, zahlreiche Schlössern aus dem Mittelalter und unzählige pittoreske Dörfer. Die historische Stadt Le Puy-en-Velay gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Von hier führt die Via Podiensis, eine der Routen des Jakobswegs, nach Santiago de Compostella.
Die auvergnatische Gastronomie steht mit ihren Qualitätsprodukten anderen französischen Regionen in nichts nach. Zu den regionalen Spezialitäten zählen u.a. der Eintopf potée auvergnate, der Linseneintopf petit salé aux lentilles du Puy oder auch der Aligot, ein dicker Brei aus Kartoffeln und Cantal-Käse mit Knoblauch. Es ist also kein Zufall, dass die Region 13 Sterneköche vorzuweisen hat. Doch die Auvergne nicht das, was sie ist, wären da nicht ihre berühmten AOP-Käsesorten: der Bleu d'Auvergne, der Cantal, der St Nectaire, der Salers oder auch der Fourme d'Alembert. Mit einer Käseproduktion von rund 90.000 Tonnen pro Jahr zählt die AOP-Käseproduktion zu den Schwergewichten der regionalen Wirtschaft.
Die Auvergne ist eine verletzliche Region, die sich um ihre Zukunft Gedanken macht. Mit nur 7,6 Millionen Euro Budget, die der Region jährlich für Umwelt- und Naturschutz zur Verfügung stehen, bemüht man sich um eine effektive Umweltpolitik. Dank ökologisch und landwirtschaftlich angemessener Praktiken, konnte die natürliche Umgebung hier lange Zeit gut erhalten werden. Mit zunehmender Veränderungen in der Verwaltung der Agrar-Weideflächen und der Waldgebiete ist heute jedoch ein Teil der Biodiversität akut gefährdet. Und auch das Kulturerbe der Auvergne (Häuser, Kirchen, Schlösser) muss an vielen Stellen dringend restauriert werden.
Die Wasserqualität der Flüsse ist im Allgemeinen sehr gut, weil viele Anstrengungen unternommen wurden, diese zu erhalten. Jedoch gibt es einige kritische Punkte und die Probleme des übermäßigen Wasserverbrauchs drohen in der Zukunft immer gravierender zu werden. Im Übrigen stellen die mehr als 800 Stufen in den Flüssen ein schwerwiegendes Hindernis für die Vitalität und die Entwicklung einiger Fischarten dar.
Im Gegensatz zu anderen Regionen Frankreichs gibt es in der Auvergne bis heute keinen Massentourismus. Stattdessen hat man sich hier auf Natur- und Kulturtourismus spezialisiert. Mit elf Fernwanderwegen, sechs Voies vertes (“grüne” Fahrradstrecken), 14 km ausgeschilderten Wanderwegen und 70 Bädern, 50 davon Freiluftbäder, ist die Auvergne ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber. Aficionados finden ihr Glück auf dem Jakobsweg, dem Stevenson oder anderen markierten Wegen. Der wohl berühmteste, wenn auch nicht gerade einfachste Streckenabschnitt ist die Überquerung der Puys, während der man rund 90 Vulkane in fünf Tagen entdecken kann. Entlang des Allier bietet die Bahnlinie entlang der Cevennen eine wunderbare Möglichkeit, die Gegend auf ökologisch nachhaltige Art und Weise zu erkunden.
Von Puy-le-Velay aus begeben sich jedes Jahr etwa 35.000 Touristen auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella und rund 14.000 nehmen an den Pilgermessen teil. Man möchte meinen, dass dieser Touristenansturm eine Gefahr für die schöne auvergnatische Landschaft darstellt. Stattdessen scheint es aber so, dass diese Wanderer die lokale Wirtschaft beleben und somit das Überleben der kleinen Dörfer auf dem Weg sichern. Der Tourismus macht heute 8% des PIB dieser Region aus, die nur davon profitieren kann, wenn sie verstärkt auf Ökotourismus und den Erhalt ihres Naturerbes setzt. So bewirbt sich beispielsweise die Hügelkette der Puys 2014 um die Aufnahme in das Weltnaturerbe der UNESCO.
Die Auvergne besteht zu ca. 70% aus landwirtschaftlicher Nutzfläche, wovon wiederum ein Großteil der Tieraufzucht gewidmet ist. Vorwiegend werden jedoch konventionelle, wenig umweltfreundliche Methoden angewendet, unter massivem Einsatz von Herbiziden und ohne ausreichende Reglementierung des Anbaus, die langfristig zu einer Verschlechterung des Bodens und einem Kippen von Feuchtbiotopen führen. Angesichts der zunehmenden Mechanisierung der Landwirtschaft setzen sich einige Akteure für den Schutz der Umwelt und der Artenvielfalt ein. So kämpft beispielsweise eine Gruppe passionierter Pferdeliebhaber seit Beginn der 90er Jahre für das Überleben des auvergnatischen Pferdes und anderer bedrohter Arten. Dank dieser Privatinitiative wird die rustikale Rasse wieder zunehmend gezüchtet, sodass man heute 400 Pferde gegenüber gerade einmal 30 noch vor 20 Jahren zählt.
Um die Schwierigkeiten, die das unwegsame Relief mit sich bringt, zu überwinden, haben einige Landwirte den Beschluss gefasst, auf biologische Landwirtschaft umzusteigen. Anfang 2014 gab es in der Region 996 Biobetriebe, welche ungefähr 3,5 % der landwirtschaftlichen Produktion ausmachen. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft ist hingegen noch nicht aus der Nische herausgekommen. Die Landwirte wenden sich mehr und mehr dem Direktverkauf zu. Heute praktizieren 45 % aller Landwirte den Direktverkauf, ob auf dem eigenen Bauernhof, auf Märkten oder über den Landwirtschaftsverband AMAP. Der Regionalverband von Clermont Ferrant setzt sich insbesondere für die lokale Entwicklung ein und will mit seinen über 40 Mitgliedern Qualitätsprodukte anbieten, die direkt bei den Herstellern gekauft werden, um so einen kurzen solidarischen Weg zu gehen.
Quelle: INSEE
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